Krise als Chance während der Covid-19 Pandemie? - 6 Fragen an Robert Heinzer – Chief Human Resources Officer bei Victorinox

29.03.2022

Zuständig für über 2000 Mitarbeitende weltweit, macht Robert Heinzer vor allem die Entwicklung und der Fortschritt jedes einzelnen Angestellten Freude. Vor bald 30 Jahren hat er seine Leidenschaft für Menschen zum Beruf gemacht und die Leitung des Personals bei Victorinox übernommen.

Auch ein Personalchef hatte mal ein Bewerbungsgespräch. Robert Heinzer war 34 Jahre alt, als ihn die Elsener-Brüder zum Personalverantwortlichen ernannt hatten. Zu den Bedenken, er sei noch zu jung, sagte Heinzer damals: «Herr Elsener, das bessert sich mit jedem Tag.»

Die Coronavirus-Pandemie hat viele unangenehme Seiten. Auf der ganzen Welt werden Menschen krank, das Gesundheitssystem ist überlastet, Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz und die Länder müssen Milliarden für Rettungsaktionen und medizinische Hilfe ausgeben. Herr Heinzer, was bewegt Sie, trotzdem positiv in die Zukunft zu schauen?

Positiv stimmt mich, dass Victorinox eine familiengeführte Unternehmung ist. Bereits die 4. Führungsgeneration trägt die Verantwortung für die 1884 gegründete Firma.

Das Führungsteam mit Familienmitgliedern und Externen ergänzt sich und hat sich gleichwohl denselben Werten verpflichtet.

Die Corona Krise hat uns stärker zusammen geschweisst. «One Team - One Voice» wird täglich besser spürbar. Positiv stimmt mich auch, dass Dank Corona wieder ganz allgemein nachhaltiger gedacht und gehandelt wird.

Gerade Firmen wie die unsere stehen für eine soziale und gerechte Welt ein, schonen Ressourcen. Das Bewahren von bewahrenswerten Traditionen in Verbindung mit der Offenheit für Neues birgt für uns grosse Chancen.

Weiter stimmt mich positiv, dass unsere Marke Schritt für Schritt bekannter und beliebter wird.

Ihre Mitarbeiter liegen Ihnen ganz besonders am Herzen! Was tun Sie konkret, um sie in dieser herausfordernden Zeit zu unterstützen?

Wir glauben an gute, transparente, regelmässige Information.

Seit ganz zu Beginn der Corona Krise haben wir eine TaskForce im Einsatz, die alles für den Schutz der Mitarbeitenden unternimmt. Wir haben gegen 300 Homeoffice Ausrüstungen angeschafft. Split Office hat sowohl dem Schutz der kaufmännischen Mitarbeitenden gedient, wie auch den sozialen Kontakten, die dadurch aufrecht erhalten werden konnten.

Wir haben unsere Mitarbeitenden nicht nur mit Informationen bedient. Die Abgabe von Schutzmasken, Vitamin D und Zinkpräparaten hat ebenso dazu gehört. Verschiedene Bereiche haben tägliche «Balance-Time Teams Meetings» eingeführt, bei welchen sich alle verfügbaren Mitarbeitenden einloggen und sich informell austauschen. Viele Eigeninitiativen wie Kuchenbacken, etc. zeugen davon, dass ihnen das Zusammengehörigkeitsgefühl wichtig ist.

Wichtig ist auch, dass wir die Kurzarbeitsentschädigung zum grossen Teil kompensierten, damit Mitarbeitende nur eine ganz minimale Lohneinbusse in Kauf nehmen mussten. Ferner haben wir nicht einfach auf eine Weihnachtsfeier verzichtet, sondern sie ganz anders - Corona-konform - durchgeführt.

So haben alle Mitarbeitenden in der Schweiz ihr Weihnachtsgeschenk persönlich vom CEO, Carl Elsener überreicht erhalten.

Die Victorinox ist trotzdem aktuell am Expandieren und Fachspezialisten gefragter denn je. Was können Mitarbeiter bei Victorinox von Ihnen erwarten?

Bei Victorinox dürfen Mitarbeitende erwarten, dass sie im Rahmen ihrer Kompetenzen mitgestalten dürfen.

Wir wollen bewusst externes Wissen und Erfahrungen einbringen und so als ganzes Unternehmen lernen. Neue Mitarbeitende finden eine flache Hierarchie vor. Man begegnet sich auf Augenhöhe und wir haben ein informelles Arbeitsklima. Neue Mitarbeitende merken in den ersten Stunden und Tagen, dass die bekannten Werte echt gelebt werden. Die Hilfsbereitschaft, die Offenheit, der Respekt, Dankbarkeit und Wertschätzung sind schnell erlebbar.

Wie wird sich Ihrer Meinung nach die aktuelle Corona-Pandemie auf die Mitarbeiter von Victorinox auswirken? Wo sehen Sie Chancen und wo die grössten Herausforderungen?

Eine grosse Herausforderung liegt in der Tatsache, dass wir einerseits ein produzierendes Unternehmen sind und andererseits ein Handelsunternehmen.

In der öffentlichen Kommunikation wurde immer wieder von Homeoffice und sogar deren «Pflicht» gesprochen. Was können produktive Mitarbeitende mit solchen Aussagen anfangen? Wir können keine Produktionsanlagen ins Homeoffice geben. Die Herausforderung liegt in der Balance.

Das eine tun und das andere nicht vernachlässigen. Eine Chance liegt sicherlich im Bereich der Digitalisierung. Ohne Corona wären wir heute aller Wahrscheinlichkeit nach weniger weit fortgeschritten. Corona hat viele dazu gezwungen, sich digitale Kompetenzen anzueignen, aber auch, sich auf Veränderungen einzustellen.

In der Corona Zeit haben wir eine neue Business Unit aufgebaut, die DBT (Digital Business Transformation). Diese neue Einheit hilft und unterstützt das ganze Unternehmen, sich in der neuen digitaleren Welt zurecht zu finden. Eine weitere Chance liegt in der Besinnung vieler Menschen, dass wir das Leben nachhaltiger gestalten müssen. So erhalten Dinge - insbesondere auch solche, die wir selber herstellen - einen höheren Wert. Weil sie unter fairen ökologischen und sozialen Bedingungen entwickelt und hergestellt werden.

Langfristig stärkt Corona unsere Wettbewerbsfähigkeit.

Was werden für Sie in den nächsten 100 Tagen die grössten Aufgaben als Personalleiter bei Victorinox sein?

Nicht nur meine, sondern die Aufgabe aller Führungskräfte ist es, unsere Mitarbeitende mit Klarheit und Offenheit, mit Respekt und als Vorbild zu begleiten.

Eine sehr wichtige Aufgabe ist die aktive Präsenz sowie die zeit- und bedürfnisnahe Information.

Ich glaube an die nachhaltige Überwindung der Krise und versuche, diese Überzeugung auch sichtbar zu leben.

Wenn Sie heute nochmal auf Ihre gesamte Karriere zurückblicken, würden Sie etwas ändern wollen und wenn ja was?

Mein Fokus lag viele Jahre bei der Weiterentwicklung der Führungskräfte und das war richtig so.

Unterschätzt habe ich die Auswirkungen der enormen globalen und dynamischen Entwicklung auf unser Hauptquartier in Schwyz. Wir haben (zu) lange auf Bewährtes und Bekanntes gesetzt und waren zu kritisch gegenüber Veränderungen.

Ich hätte mich schon vor 10 Jahren für die Schaffung einer DBT einsetzen müssen.

Das typisch rote Sackmesser mit dem weissen Kreuz gilt genauso wie etwa Uhren, Schokolade oder Käse als Aushängeschild der Schweiz. Die Produktionsstätte von Victorinox liegt mitten in der Zentralschweiz - in Ibach, Schwyz. Täglich stellt das Unternehmen hier 28'000 Swiss Army Knives, 32'000 Multi-Tools sowie 60'000 Haushalts- und Berufsmesser her.


Zahlen und Fakten 2021

  • Mehr als 450 Mio. CHF Umsatz
  • Standorte: HQ in Ibach-Schwyz (rund 950 Mitarbeitende), Uhrenkompetenzzentrum Delémont mit 170 Mitarbeitenden, 10 Victorinox Verkaufsgeschäfte in der Schweiz mit 80 Mitarbeitenden. Vertriebstöchter Niederlassungen in Japan, Shanghai, Hong Kong, Taiwan, Dongguan, Delhi, Mexico, Brasilien, Chile, Peru, USA, Kanada, Deutschland und Polen
  • Mitarbeitende: weltweit 2100

Victorinox AG

Schmiedgasse 57
CH-6438 Ibach-Schwyz
Tel. +41 41 818 12 11

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